Die Glyphosat-Enscheidung und WDR5

Mittags gibt es eine Call-In Sendung in WDR5. Sie heißt Tagesgespräch. Von Anspruch sollen Bürger mit Experten diskutieren, moderiert von entsprechenden Redaktueren oder Journalisten.

Dienstags bin ich gewöhnlich in meinem RZ und fahre dann so gegen Mittag zurück, Dienstags kann ich die Sendung im Auto oft verfolgen.

Heute gab es dann die Diskussion zur Glyphosat-Entscheidung. Das würde ja gar nicht gehen, ein Bruch des Koalitionspapiers, der „amtierende“ CSU Minister habe Ministerin Hendricks aufs schwerste hintergangen, so eine Hypothek auf den Koalitionsverhandlungen, und ausserdem sterben nun alle Vögel und Insekten, die Bienen gleich mit.

Derartig eingestimmt ruft der erste. an, wo er denn her käm und ob er denn enttäuscht sei, aus Herne-Krange und ja, ganz furchtbar enttäuscht, und die Umwelt, und der Enkel, alles Krebs, wir werden alle STÖRBEN!!!1!

Der nächste Anrufer, gleiche Fragen, ähnliche Antwort, wieder aus der Großstadt, und Krebs, die armen Vögel, und die Bienen erst.

Noch ein Anrufer, gleiche Fragen. Er sei aus einem Dorf bei Sprockhöfel und Bauer, das soll ihm erst mal einer Beweisen, dass das wirklich giftig sei, vom richtig giftigen hätte er nämlich noch drei Eimer im Keller. Und für was er sich da aufregen soll, mit Ablauf der Wahlperiode sei der Koalitionsvertrag ungültig und Hendricks wär auch nur geschäftsführend im Amt. Das musste man dann zugeben, und danke für den originellen Beitrag.

Als nächstes zwei sehr echauffierte Damen, jeweils aus der Großstadt, mit der CSU könne man nicht koalieren und ausserdem wollen die erst die Bienen, dann uns umbrigen. Der Minister soll mal zwei Jahre gezwungen werden, Glyphosat-Gemüse zu essen, dann werde er schon sehen, was er davon habe.

Noch ein Anrufer. Er sei Landwirtschaftsjournalist und käme aus der Eifel, und man könne das nicht so kurz sehn. Da gings ja nicht nur um Glyphosat, sondern die Art zu wirtschaften. Er kenne sich auch in USA aus, da krähe kein Hahn danach. Die Expertin dann ja, aber die Artenvielfalt – nee, die ist weg wegen Monokultur mit Mais, und der Mais mäßtet auch die Wildschweine, die wären die reine Plage. Er würde auch zur Jagd gehen, und mit Ruheflächen wäre das Problem schnell behoben. Danke für das umfassende Bild, schnell der nächste.

Er wäre Bauer, und das wär schon schwierig alles vernünftig zu bewirtschaften. Irgendwie muss man die Erträge ja bringen und dfür müsse man halt unerwünschten Wuchs unterdrücken. So sei das halt. – Wir haben noch einen Bio-Landwirt in der Leitung, schalten wir ihn dazu. Einig wurden sie schnell, dass man eben irgendwie unerwünschten Wuchs unterdrücken muss, Erträge liefern muss, was beim Bio-Bauern noch schwieriger sei, er aber das ganze Chemiezeug satt hätte, dafür aber 30 % weniger Ertrag. Aber enttäuscht von der Entscheidung sei man nicht, das wäre vernünftig gewesen. Gäb ja keinen Beleg. Und je länger kein neuer Vertrag da wäre, desto öfter würden die jetzt jeder seine eigene Suppe kochen. Ähh, danke, zum nächsten Anrufer.

Zum Abschluss nochmal eine hysterische SPD Tante, die gleich alle amtierenden SPD Minister zurücktreten sehen wollte, damit mal ein Zeichen gesetzt würde.

Obwohl Moderatorin und Expertin sich alle Mühe gegeben haben, Hysterie und Empörung zu pflanzen, war das doch nur bei SPD und Grüne wählenden Großstadtbewohnern erfolgreich. Was mich gefreut hat war, dass da auch echte Experten, nämlich Bauern, angerufen und gescheite Informationen geliefert haben.

Über osthollandia

Ich bin die Tochter von Engelbert.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Aussenpolitik, Ökonomie, Innenpolitik, Verkommenheit, zweck des Blogs veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Die Glyphosat-Enscheidung und WDR5

  1. altermann schreibt:

    Das sind diese schönen Sendungen, bei denen jeder mitreden darf – ob mit oder ohne Ahnung. Ich kann den Sachverhalt nicht überblicken und lehne nur aus dem Bauch heraus Gifte ab. Allerdings sagt der Verstand, dass ohne dieses Zeugs die Menschheit nicht zu ernähren wäre. Meine Vorfahren haben als Bauern noch Zeug versprüht (Kupfervitriol, DDT), dass es einen nicht wundert, dass die kaum die 60 überlebt haben. Dagegen leben wir jetzt in goldenen Zeiten.

    Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..