Der geneigte und aufmerksame Leser dieses Blogs weiß das: ich habe eine Zeit im WDR und bei der GEZ gearbeitet. Ich bin damit sozusagen Insider.
Nun berichtet der Spiegel von Hinweisen auf sexuelle Belästigung im WDR.
Ich kenne keinen älteren Hut. Ich habe seinerzeit im Vor-Ort-Support des WDR gearbeitet, im Auftrag eines Zeitarbeitunternehmens. Der WDR ist seit Jahren bestrebt, seine Planstellen zu reduzieren und alles, was irgendwie produktiv arbeitet und nicht mit Verwaltung zu tun hat, wird daher outgesourct. Dann sind die Planstellen „abgebaut“ und die Arbeit wird trotzdem erledigt. Früher – zu meiner Zeit – gingen die Aufträge für den IT Support dann an entsprechende Dienstleister, heute hat man seinen eigenen Dienstleister, die WDR Mediagroup, die früher mal WWF hieß und für den Verkauf der Reklame zuständig war. Wie auch immer.
Jedenfalls habe ich Support dort gemacht, ich habe unter jedem Schreibtisch einer jeden Redaktion gelegen und oft genug konnte ich in Redaktionssitzungen „Mäuschen“ spielen.
Sexuelle Belästigung gab es im WDR und bei der GEZ, das habe ich selber mehrfach erlebt.
Eine Redakteurin hatte es auf einen meiner Kollegen abgesehen, der auf einen Balkon flüchtete, von dem wir ihn dann retten konnten. Die Dame hatte die Büro-Tür abgeschlossen. Wir haben das unserer weiblichen Führungskraft, die direkt beim WDR angestellt war und damals – was ein Hohn – auch noch im Personalrat tätig war, erzählt. Die Maßnahme war dann, das ICH den Support bei der Dame machen musste. Ich war die einzige Frau (später gab es noch eine) und mir wollte die Dame nicht an die Wäsche.
Später, bei der GEZ, da wollte dann ein ehemaliger Bereichsleiter auf einem Betriebsfest mit mir was anfangen, was ich ganz und gar nicht wollte, mein Teamleiter meinte „das hätte noch keiner Karriere geschadet“ – nun ja.
Also das Fazit: alle Berichte von Belästigungen sind nicht von vornherein unglaubwürdig. Ich habe das selber erlebt. Unglaubwürdig ist, dass man das nicht gewußt haben will. Besonders Niceborne haben sich alle Studentinnen hemmungslos an den Hals geworfen – woraus ich dem Mann jetzt keinen Vorwurf machen würde. Aber in vielen Redaktionen läuft es schon recht derbe ab, und absolut alle Vorgesetzten wissen das.