Was Hartz IV mit dem Innovationsstau der Industrie zu tun hat – Update

Eigentlich ist das schnell erklärt.

Deutschland war zu DM-Zeiten ein Hochlohnland. Hier hat man richtig gut gelebt und richtig gut verdient. Wurde die Deutsche Mark zu stark haben die anderen Länder abgewertet.

Das bedeutet, immer dann, wenn die Unternehmen versucht haben die Löhne zu drücken wurden die deutschen Produkte billig. Theoretisch wären die deutschen Produkte dann noch mehr gekauft worden, also hat das Ausland deutsche Produkte künstlich verteuert, indem sie ihre Währung billiger gemacht haben.

Aus genau dem Grund hat man auf Lohndumping verzichtet, denn es brachte nichts.

Das hatte zwei Effekte.

  1. Für die privaten Unternehmen und Haushalte: die Leute hatten genug Geld, konnten importieren (also ausländische Waren kaufen), es gab florierenden Einzel- und Fachhandel und einen guten Binnenmarkt. Dazu hatte man ein stabiles Sozialsystem, selbst Landstreicher bekamen eine tägliche Auszahlung (so ca. 14 DM, Freitags etwas mehr für das Wochenende) auf dem Sozialamt, denn der Staat hatte eine Fürsorgepflicht
  2. Für die Industrie: deutsche Produkte mussten für richtiges Teuer-Geld ins Ausland verkauft werden. Einfach so Leute einstellen wollte man nicht, Leiharbeit mal eben gab es nicht (die Leute durften nur 3 Monate am Stück irgendwo sein), wer eingestellt wurde bekam Tariflohn und hatte Kündigungsschutz. Das heißt, man arbeitete immer mit Hochdruck an Innovationen, Automatisierung und Verbesserungen, um bessere Produkte billiger herstellen zu können.

Dank Bündnis für Arbeit und den glorreichen Hartz IV Gesetzen, säbeln am Kündigungsschutz, Abschaffung Tarifgebundenheit, Einschränkung Streikrecht, Sachgrundlose Befristungen bei Neueinstellungen, Ausdehnung Zeitarbeit usw. haben wir ein Lohnniveau, dass ungefähr 30 % unter dem liegt, das wir haben müssten, eine Binnenachfrage im Keller, und ein Importvolumen das weite hinter dem des Exportes zurück gefallen ist.

Was wir auch haben sind absolut gierig gewordene „Aktionäre“. Es gab zeitgleich einen Wettbewerb um die niedrigsten Unternehmenssteuern, so dass nun ungeheuerliche Gewinnberge irgendwo liegen, und nicht angetastet werden. Die Unternehmen machen keine Schulden und tätigen keine Investitionen.

Und das war und ist das gefährlichste überhaupt: keine Investitionsbereitschaft, keine Innovation, keine Weiterentwicklung und damit auch keine Produktivitätssteigerung. Es ist inzwischen billiger, ein paar 450 Euro-Jobber irgendwas anschrauben zu lassen, als eine Maschine zu entwickeln, die das kann.

Langfristig wird Deutschland den Anschluss an die Spitzentechnik und Ingenieurskunst völlig verlieren. Computer Industrie ist schon weg (der Erfinder hieß Zuse), Sondertechnologie auch, und anderes mehr. Unsere Ausbildung ist schlecht und wird immer schlechter, und und und.

Die Folgen dieser Wirtschaftspolitik, vor der von Anfang an führende Wirtschaftswissenschaftler wie Heiner Flaßbeck oder Friedemann Wehr gewarnt haben, auch unbedeutende Leute wie ich,  ist nun an den Punkt der Stagnation gekommen, wo es sich nicht mehr Leugnen lässt.

Man findet zwar die Zusammenhänge noch nicht, aber auch das wird noch kommen.

Siehe auch: https://www.tichyseinblick.de/wirtschaft/das-deutsche-wirtschaftswunder-und-sein-lohnraetsel/, abgerufen am 26.01.2018

Update 19.09.2018: in einem Beitrag zur Besteuerung der KI hat Danisch quasi das Gleiche gefunden, wie ich im Januar

Siehe daher unbedingt: http://www.danisch.de/blog/2018/09/19/warum-die-besteuerung-der-roboter-nicht-funktioniert/

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Ich bin die Tochter von Engelbert.
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3 Antworten zu Was Hartz IV mit dem Innovationsstau der Industrie zu tun hat – Update

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  3. Aufgewachter schreibt:

    Mindestlohnn müßte inflationsbereinigt bei 37,28 Euro Brutto pro Stunde liegen.

    Berechnung des inflationsbereinigten Brutto-Mindestlohnes für 2015

    Brutto-Mindestlohn im Jahr 2000 : 8,50 Euro/Stunde
    Brutto-Mindestlohn im Jahr 2015 : 37,28 Euro/Stunde

    37,28 Euro/Stunde = 8,50 Euro/Stunde * 1,1035747/Jahr ^ 15 Jahre

    Und ich sehe draußen Menschen, die fahren mit ihrem PKW jeden Tag für eine Personaldienstleistung zur Arbeit wo sie lumpige 7,86 Euro brutto je Stunde verdienen. Andere wiederum fahren mit ihrem PKW über 30 Kilometer um an einer Tankstelle für 8 Euro je Stunde zu arbeiten (450 Euro). Und der gesetzliche Mindestlohn soll bei 8,50 Euro brutto je Stunde liegen. Na klasse!

    Für wen gehen wir arbeiten?
    https://aufgewachter.wordpress.com/2015/04/15/fur-wen-gehen-wir-arbeiten/

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