Gestern war ein Gedenktag, dem niemand gedacht hat. Am 30.03.1930 wurde Heinrich Brüning Reichskanzler.
Brüning hatte in seiner Jugend Jura, Germanistik, Philosophie und Geschichte auf Lehramt studiert, später noch VWL, in dem Fach hat er auch promoviert. Er war Sohn eines Essigfabrikanten. In den WK I zog er freiwillig.
Nach dem Krieg wurde er Berufspolitiker für die Zentrumspartei, Zunächst als Referent, später als Mitglied im preußischen Landtag, schließlich als Fraktionsführer im Reichstag. Nachdem das sozialdemokratische Kabinett Müller gescheitert war, beauftragte Präsident Hindenburg Brüning mit der Kanzlerschaft.
Schon 1929 setzte er für das Zentrum das Junktim durch, man würde dem Young-Plan nur zustimmen, wenn Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen den Haushalt ausgleichen würden, quasi die schwarze NULL der Weimarer Republik.
Brüning setzte extrem auf die Price themselves to the Market Politik, wie sie auch ein Wolfgang Schäuble betrieben hat und betreibt. In einer Phase, in der die Weltwirtschaft auf rasanter Talfahrt war, wurden Arbeitslosengeld, Renten etc. dramatisch gekürzt, die Löhne um 45 % gedrückt, Besoldung für Beamte reduziert, dafür die Verbrauchssteuern erheblich erhöht, Gewerbesteuern abgesenkt. Das Kapital war auch damals schon ein scheues Reh, und der einfache Bürger konnte sich nicht wehren.
Als Folge erlebte Deutschland die schwerste Deflation seiner Geschichte. Wie viele Tote letztlich auf das Konto dieser Regierung geht, ließ sich nicht ermitteln.
Letztlich stieg mit der Arbeitslosigkeit auch die Anhängerschaft der NSDAP, wie es immer der Fall ist, wenn man den einfachen Bürger ausraubt:
Eine solche grausame Politik kann man nur durchsetzen, wenn man die Demokratie mehr oder weniger abschafft. Auch das hat Heinrich Brüning zusammen mit Paul von Hindenburg aktiv betrieben. Die oben beschriebenen Maßnahmen, wie Senkung der Löhne, wurden über sog. Notstandsverordnungen am Parlament vorbei beschlossen, denn das Parlament hatte diese Politik abgelehnt.
Ein Ergebnis dieser Politik waren sich verschärfende Streiks, die Hungermärsche und tägliche Straßensschlachten der Antidemokraten um SPD und KPD auf der einen, und der NSDAP auf der anderen Seite. Presse- und Versammlungsfreiheit wurden weiter eingeschränkt. Die ohnehin instabile und ungeliebte, weil erzwungene Demokratie lag auf dem Sterbebett der Geschichte.
Heinrich Brüning und Paul von Hindenburg haben wir Hitler zu verdanken. Ohne die Austeritätspolitik von Brüning und der Antidemokratischen Haltung von Hindenburgs wäre Hitler niemals so stark geworden, insgesamt 62 Notstandsverordnungen immer zu Lasten der einfachen Bürger und mit immer größeren Meilenstiefeln in Richtung Diktatur sind der Grund.